Übersicht
Schon in der
Jungsteinzeit (3000 v. Chr.) erkannten die Menschen, daß
das Feuer für Sie von Nutzen war. Sie lernten, selbst
Feuer zu entfachen und zu hüten. Zu allen Zeiten wurde
das Feuer kultisch verehrt. Als die Menschen seßhaft
wurden, zuerst in Hüttenansammlungen, später in
den Dörfern und Städten, kam es oft bei unachtsamer
Handhabung zu Bränden, welche ganze Dörfer und Städte
samt den Erntevorräten vernichteten. Schon in alter Zeit
gab es bereits Ansätze zur Feuerbekämpfung. So findet
man in Österreich in der Römersiedlung FLAVIA SOLVA
(bei Leibnitz in der Steiermark) die ältesten Spuren
eines organisierten Feuerlöschwesens: Am 14. Oktober
205 erließ Kaiser Septinus Severus einen schriftlichen
Bescheid betreffend der Angehörigen der Feuerwehr Flavia
Solva. Etwa aus der gleichen Zeit sind die Namen von Feuerwehrführern
aus Carnuntum und Vindobona (Wien) bekannt. Die Römer
kannten die Eimerkette und hatten einfache Wasserpumpen zur
Verfügung. Der Hl. Florian war ein höherer römischer
Verwaltungsbeamter, und er wurde im Jahre 304 wegen seines
christlichen Glaubens in der Enns ertränkt. Er wurde
später heiliggesprochen und ist der Schutzpatron der
Feuerwehr. Erst 1583 werden die ersten Feuerspritzen in Mitteleuropa
erwähnt. Am 7. September 1782 erließ Kaiser Josef
II. eine Feuerordnung. Diese besagte, daß die Brandbekämpfung
dem Bürgermeister bzw. dem Dorfrichter obliegt. Dieser
konnte alle Anwesenden zur Brandbekämpfung verpflichten.
Besonders die Handwerker hatten sich mit ihren mitgebrachten
Geräten beim Brandplatz zu melden. Trotz gutem Willen
hatten diese Maßnahmen meist nur geringe Wirkungen.
Besondere Bedeutung kam damals noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts
dem Nachtwächter zu. Er war meist der Erste, der aufkommende
Brände bemerkte. Zum Zeichen seiner Wachsamkeit und gleichsam
als "Zeitansage" rief er jede Stunde aus und schloß
mit den Worten: "... bewahrt das Feuer und das Licht,
damit kein Unglück geschicht (geschieht)!" Über
Brände von unserer Ortschaft im Mittelalter gibt es keine
Aufzeichnungen. |
1812 |
Ein Brand wird erwähnt, wo die ganze
Herrengasse Raub der Flammen wurde. |
1837 |
Am 16. August brannte die sogenannte
Pfaffenzeile (heute Ölbergstraße) vom Anfang bis
zum Pfarrhof ab, später noch einmal der ganze Unterort,
wo die Feuersbrunst beim Haus Dussl ihren Anfang nahm. |
1846 |
Am Pfingstsonntag, dem 1. Juni dieses
Jahres ist um ca. 1/2 11 Uhr vormittags im Hause Nr. 8 Feuer
ausgebrochen; es sind die Häuser Nr. 6, 7 und 8 abgebrannt.
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1857 |
Am 15. August nachmittags 1/2 5 Uhr ist
im Hause des Anton Scharinger ein Feuer ausgebrochen, welches
14 Häuser und mehrere Scheunen in kurzer Zeit in Asche
legte. Bei den Stallgebäuden des Pfarrhofes konnte es
Gott sei Dank aufgehalten werden, da der Wind eine andere
Richtung nahm und sehr tapfere Menschen, unter anderem Husaren,
die im Quartier waren, halfen. Es mußte noch die ganze
Nacht gearbeitet werden, um die Brände und das brennende
Stroh von den früheren Strohdächern zu löschen
um zu hindern, daß das Feuer nicht die Pfarrgebäude
erreicht. Die Wiederherstellung der Dächer kostete 472
Gulden - die Dächer wurden mit Ziegeln gedeckt (Originalzitat
aus der Pfarrchronik). In vielen Orten hatten sich aus Turnvereinen
des Turnvaters Jahn die sogenannten "Turnerfeuerwehren"
gebildet, später kam es zu den Gründungen der Freiwilligen
Feuerwehren. |
Gründung der Freiwilligen
Feuerwehr Niederrussbach
Der damalige Pfarrer Karl Eder hielt
die Gründung in der Pfarrchronik fest. Es handelt sich
hier um eine wortgetreue Abschrift in der damaligen Schreibweise.
In das Jahr 1882 fällt auch die Gründung
der hiesigen freiwilligen Feuerwehr, der ich (= der Pfarrer
als Chronist, Anm.) als Gründungsmitglied mit 10 fl.
beigetreten bin d. h. beitreten mußte; denn beim Nehmen
sind die Leutchen hier viel bereitwilliger als zum Geben,
nach dem Spruche der Russbacher: "Nehmen ist seliger
als Geben". Durch Intervention des Feuerwehrhauptmanns
von Hadersdorf bei Wien (Westbahn) erhielt die hiesige Feuerwehr
zum Ankauf einer Spritze /:nach dem neuen System:/ einen Betrag
von 300 fl. von einer sehr wohltätigen Frau Baronin Pechy
von Hadersdorf.Nachdem wir und d. h. ich, Herr Bürgermeister
Johann Binder und der Feuerwehrhauptmann von hier, Anton Schörg,
uns für diese gnädige Spende persönlich bedankten,
überreichte nach einer ziemlich langen, sehr freundschaftlichen
gehaltenen Conversation die Frau Baronin mir ein Couvert mit
einer Spende von 500 fl. für den hiesigen Verein. Mit
800 fl. ging es nun schon leicht, eine neue Spritze zu besorgen.
Jetzt wird fleißig damit geübt, damit, wenn sie
notwendig zu unserer Hilfe arbeiten soll, sie auch diese Dienste
leistet, die wir von ihr erwarten. Bemerkenswert ist wohl
der Tag der Einweihung dieser Spritze. Sr. Hochwürden,
der Hochverehrte Herr Patron, Franz Hirsch, hatte die Güte,
die Benediction unter zahlreicher Assistenz und im Beisein
einer nach Tausenden zählenden Menschenmenge vorzunehmen.
Der Tag war ein prächtiger Frühlingstag, sodaß
nach meiner Berechnung sich infolge des schönen Wetters
gegen 4.000 Menschen sich verleiten ließen, dieser unserer
localen Feier beizuwohnen. Unsere Freiwillige Feuerwehr war
die sechste Freiwillige Feuerwehr im Feuerwehrbezirk Stockerau.
Vor Niederrussbach wurden beispielsweise nur Stockerau (1869),
Grafendorf (1870, heute Stockerau), Spillern (1872), Niederfellabrunn
(1875) und Obermallebarn (1881) gegründet.
Im Gründungsjahr erhielt die hiesige
Feuerwehr auch ein Zeughaus. Die Einweihung nahm der hochverehrte
Herr Hochwürden Franz Hirsch vor. Die Uniformen waren
damals einheitlich im beigen Drillich-Stoff gehalten. |
1870 |
Als rechtliche Grundlage diente die Feuerpolizeiordnung
für das "Erzherzogtum u. d. Enns" die am 1.
Juni 1870 erlassen wurde. |
1883 |
Am 20. Oktober 1883 war neben anderen
Feuerwehren auch eine Abordnung der Freiwilligen Feuerwehr
Niederrussbach bei einer großen Schauübung in Großweikersdorf.
Vor dem Zeughaus wurde ein 20 Meter hoher Steigbaum aufgestellt.
Oben am Steigbaum war ein Klobenrad mit einer Eisenverstrebung
angebracht, über dem Klobenrad hing eine 45 Meter lange,
sehr enggliedrige Kette, mit der man die nassen Schläuche
nach einem Einsatz zum Trocknen aufziehen konnte. Von der
Spitze des Steigbaumes konnte man aber auch die Brände
im Dorf oder in den Nachbargemeinden genau feststellen. |
1884 |
Eine Abordnung fuhr zur Spritzenweihe
nach Hausleiten. |
1885 |
Am 5. Juli kam es zu einer der größten
Überschwemmungen, die schreckliches Unheil anrichtete.
Der Bericht lautet: Über Ebersgrund zur Birkleithen hin
wurde eine kleine Wolke sichtbar, die sich über die halbe
Ortschaft ausbreitete. Die Wolke senkte sich sehr tief, sodaß
die Leute, die in den Weingärten und auf den Feldern
arbeiteten, nur die Kirchturmspitze hervorragen sahen. Es
erfolgte ein Donnerschlag und es erhob sich ein furchtbarer
Sturm. Russbach sah aus, wie in Nebel gehüllt. Plötzlich
begann es derart zu schütten, daß in unglaublich
kurzer Zeit alles bis zum Wege der Pfaffenzeile in Wasser
stand. Das Wasser füllte in der Herrengasse und im Winkel
viele Keller, hob die Gewölbe aus, sodaß Keller
einstürzten. Dabei ging viel Wein zugrunde. Im Hause
Nr. 55 sank ein großer Teil des Hofes sowie die Küche
in den Hauskeller. Die 30- und 40-Eimerfässer, mit Wein
gefüllt, wurden vom Wasser gehoben. Da sie aber fest
verspundet waren, so war der Wein gerettet. Besonders arg
mitgenommen wurde "der Winkel". Das Wasser sprengte
die Tore der Scheuern auf und man sah da Garben, Werkzeuge,
Holz usw. auf dem Wasser schwimmen. Ein Zug Pioniere war hierher
beordert, grub die verschütteten Fässer in den Kellern
aus, stützte die beschädigten zum Teile eingestürzten
Häuser und leistete Hilfe, wo es nottat. Wie reißend
das Wasser von dem Weinberg herunterstürzte, beweist
die Angabe einer Frau, die zur Zeit des Wolkenbruches mit
ihrem Söhnchen den sogenannten Gatternweg hinausgehen
wollte. Beide wurden von den Wassermassen fortgetragen, konnten
sich jedoch eine Staude am Wegrande ergreifen und retteten
sich so. Für die Beschädigten wurde in vielen Orten
gesammelt und eine Unmenge Geld erhielt das Gemeindeamt zur
Aufteilung an die Beschädigten. So konnten diese ihre
verwüsteten Häuser herrichten, die Keller aufbauen
usw. Auch manche Beschädigten erübrigten noch Geld,
welches sie der Sparkasse anvertrauten. Von weit und breit
kamen Neugierige hierher, um die furchtbaren Greuel der Verwüstung
zu besichtigen. Als viele Häuser unter Wasser standen,
zeigte sich, daß man mit der Spritze die tiefen Keller
nicht auspumpen konnte. Das Wasser mußte damals mit
Butten heraufgetragen werden. Es wurde daraufhin beschlossen,
eine Kolbenpumpe, Hydrophor genannt, zu kaufen. Diese wurde
aber erst um 1890 gekauft. Die Kolbenpumpe war auf einem zweirädrigen
Karren aufgebaut, der von den Feuerwehrmännern bis zur
Einsatzstelle gezogen wurde. Die Pumpe konnte dann vom Fahrgestell
genommen werden und von vier starken Männern in jeden
tiefen Keller getragen werden. Man brauchte nur zwei Meter
Saugschläuche, weil die Pumpe nach dem fallenden Wasser
nachgezogen wurde. |
1888 |
In diesem Jahr kam ein Schadensfeuer
zum Ausbruch und verzehrte die ziemlich volle Scheune des
Anton Kerner. Bei den Löscharbeiten half auch die Freiwillige
Feuerwehr Hausleiten. |
1890 |
Die Freiwillige Feuerwehr Seitzersdorf-Wolfpassing
half bei einem Brand in Niederrussbach. Auch zwischen 1902
und 1904 wird in der Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Seitzersdorf-
Wolfpassing ein Brandeinsatz bei uns erwähnt. Um die
Jahrhundertwende wird noch eine kleine Kolbenpumpe gekauft,
die von zwei Männern überall hingetragen werden
konnte. Ihre Leistung war einmalig. |
1910 |
Am 3. Jänner brach im Keller des
Kaufmannes Karl Schmidt ein Feuer aus und es hätte, da
brennbare Stoffe wie Öl und Benzin lagerten, leicht ein
Unglück entstehen können. Die hiesige Feuerwehr
arbeitete mit wahrer Todesverachtung an der Löschung
des Brandes, was auch glücklich gelang. Der Schaden war
unbedeutend. |
1911 |
Bei der Bischöflichen Visitation
warteten Feuerwehr und Veteranenverein mit einer zahlreichen
Menschenmenge auf den Bischof. Abends fand ein Fackelzug der
Veteranen und der Feuerwehr statt. |
1913 |
Am 4. Februar brannte der Dachstuhl des
Rudolf Ebermann gehörenden Inwohnerhauses ab. Das Feuer
war durch ein sechsjähriges Kind gelegt worden. Während
des 1. Weltkrieges mußten viele Feuerwehrmänner
einrücken, über Brandeinsätze ist nichts bekannt.
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1915 |
Eine Sanitätsgruppe, bestehend aus
Männern von Nieder-, Oberrussbach, Tiefenthal, Stetteldorf
und Eggendorf wird mit 76 Kronen subventioniert. |
1920 |
Am 9. Mai war ein Feuerwehrfest, das
durch den Brand der Scheuer des G. Schoßwald gestört
wurde. Der Schaden war sehr groß, daß der Abbrändler
seine Scheune bei den hohen Preisen nicht mehr aufbauen konnte,
weshalb in der Gemeinde eine Sammlung eingeleitet werden mußte. |
1921 |
Die Uniformen blieben in der hiesigen
Feuerwehr bis 1921 gleich. 1921 kaufte man dann Restbestände
vom 1. Weltkrieg. Diese Waffenröcke waren graublau und
wurden vom damaligen Schneidermeister Karl Aigner auf "Extrablusen"
umgearbeitet. Dazu wurden eigene dunkle Hosen in verschiedenen
Farbtönungen getragen, was einen sehr schönen Eindruck
machte. Früher hatte der Hornist der Freiwilligen Feuerwehr
die Aufgabe, die Feuerwehr zu den Einsätzen zu alarmieren
und während des Einsatzes die dafür vorgesehenen
Signale zu geben. |
1922 |
In diesem Jahr feierte die Freiwillige
Feuerwehr ihr 40-jähriges Gründungsfest. |
1925 |
Die hiesige Florianikapelle, die sehr
schadhaft war, wurde niedergerissen und ganz neu hergestellt.
Die Kosten bestritt zum Teil die Gemeinde (S 500,-). Große
Verdienste um die Neuherstellung hatte sich Franz Gruber (Nr.
75), der die notwendigen Fuhren und auch die notwendigen Handlangerdienste
umsonst machte, erworben. Die Kapelle wurde am 28. Juni geweiht.
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1928 |
Die Feuerwehr Niederrussbach bekam unter
dem damaligen Hauptmann Direktor Johann Hein und dem Bürgermeister
Josef Pöschl als erste Landfeuerwehr im Bezirk eine Autospritze.
Die Einweihung fand unter dem Hochwürdigen Herrn Pfarrer
Anton Hofmann statt. An den Feierlichkeiten nahmen teil: Reg.-Rat
Stögermaier aus Korneuburg, Mitlöhner aus Stockerau
und viele Feuerwehren. Die Autospritze kostete 20.000,- Schilling.
Einige technische Daten zu der Autospritze: Fabrikat Steyr
12, 6-Zylinder Benzinmotor, ca. 80 km/h Höchstgeschwindigkeit,
Rechtssteuerung, Aufbau und Vorbaupumpe Firma Rosenbauer.
Die Pumpe wurde mittels Einrastklaue zum Antrieb zugeschaltet.
Es handelte sich um eine Kreiselpumpe mit eigener Ölpumpe
zum Ansaugen. Besatzung 1 : 8. |
1932 |
Ein Brandeinsatz wird in Großweikersdorf
erwähnt. |
1933 |
Die Teilnahme am 50-jährigen Gründungsfest
der Freiwilligen Feuerwehr Großweikersdorf wird erwähnt.
Feuerwehrhauptmann Johann Hein wird am 8. Juni 1934 zum Ehrenmitglied
ernannt. Hauptmann Hein war zu diesem Zeitpunkt 30 Jahre Feuerwehrmitglied
und feierte seinen 50. Geburtstag. |
1936 |
Es brannte die
Scheune des Josef Ebermann
nieder. |
1937 |
Großes Hochwasser in Niederrussbach.
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1938 |
Durch den Anschluß an das Deutsche
Reich kam es bei uns zu keinen personellen Veränderungen,
die rechtlichen Grundlagen der Feuerwehr änderten sich.
Der Österreichische Feuerwehrverband wurde am 3. Juli
in Salzburg aufgelöst. Mit dem Gesetz über das Feuerlöschwesen
vom 23. November 1938 wurden die Feuerwehren zu einer Hilfspolizeitruppe
der Gemeinden umgestaltet. Statt des Hauptmannes gab es nun
den Wehrführer, die Feuerwehren wurden als Verein aufgelöst,
das Vermögen der Freiwilligen Feuerwehr sowie die schriftlichen
Unterlagen mußten an die Gemeinde abgegeben werden.
Unsere Feuerwehr gehörte der "Feuerbereitschaft
23" an.Diese hatte ihren Hauptstützpunkt in Tulln.
Ihr gehörten neben Niederrussbach die Feuerwehren Tulln,
Großweikersdorf, Zwentendorf, Greifenstein, St. Andrä-Wördern,
Zeiselmauer und Königstetten an. |
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